Ein Großbetrieb in einer männerdominierten Branche nimmt sich als soziales Nachhaltigkeitsziel Gleichstellung vor. Die Geschäftsführung initiiert eine Schulung zum Thema Gleichstellung. In der ersten Auseinandersetzung mit diesem Thema wird schnell klar, dass es mehr bedarf, um Gleichstellung in den Unternehmensalltag zu bringen. Es wird eine Steuergruppe installiert, diese entscheidet eine Ist-Analyse durchzuführen und engagiert dafür das Team der bab.
Im Rahmen einer quantitativen Analyse der Belegschaftsstruktur wird sichtbar, dass der Frauenanteil aller Beschäftigten bei 20 % liegt und 5 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt sind. Als Grund für den niedrigen Frauenanteil wird genannt: „Es bewerben sich eben sehr wenig passende Frauen, die Personalauswahl erfolgt bei uns rein nach Kriterien der Qualifikation“. Doch bei Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitenden zeigen sich unterschiedliche Bilder zur Chancengleichheit von Frauen und Männern, sogar einzelne Fälle von Diskriminierung werden genannt.
Obwohl die Führungskräfte sehr darum bemüht sind, alle Personen gleich zu behandeln, werden Frauen im Recruiting und im Talentmanagement oft übersehen. Beispielsweise erfüllen die Stelleninserate zwar die gesetzlichen Anforderungen zur geschlechtsneutralen Stellenausschreibung. Allerdings ergibt eine genaue Analyse, dass diese ungewollt – aufgrund ihrer Gestaltung und Wortwahl – eher ältere Männer ansprechen. Ein anderes Beispiel: Führung ist ausschließlich in Vollzeit gestaltet, das macht es für weibliche Talente aus Vereinbarkeitsgründen ungleich schwieriger, sich in diese Richtung zu entwickeln.
Das Steuerteam und die Geschäftsführung erkennen, dass es sowohl verbindliche Vorgaben als auch den gezielten Blick auf die Lebensrealitäten von Frauen braucht, um eine Veränderung in die gewünschte Richtung zu bewirken. Initiativen zur Frauenförderung wurden im Unternehmen bisher als „Diskriminierung der Männer“ aufgefasst. Vor dem Hintergrund der bestehenden Ungleichheit, z.B. in Hinblick auf die Aufteilung der Familienarbeit, wird nun die gezielte Förderung von Frauen als wichtiger Hebel für Gleichstellung erkannt.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: durch das Thema Gleichstellung wird ein Kulturwandel angestoßen, der für alle Frauen und Männer mehr „Respekt“ und „Fairness“ bringen kann; dies ist ein wesentlicher Beitrag dafür, das Unternehmen zukunftsfit und attraktiv für eine diverse Belegschaft zu machen.
Auf Basis der Analyse werden konkrete Maßnahmenpakete geschnürt, wie z.B.:
Mit der Analyse und den Rückmeldungen durch die bab-Beraterinnen erkannten wir, dass wir uns mitten in einem Kulturwandel befinden. Uns wurde klar, welche Chancen die Auseinandersetzung mit diesem Thema für unseren Betrieb bringen kann, wenn wir nachhaltig dranbleiben. Wir haben Gleichstellung jetzt in unsere Strategie integriert und wirksame Maßnahmen abgeleitet.